Patrik Müller: «wilde Verschwörungstheorien»

Der Fall Geri Müller hat gestern weitere Wellen geschlagen (u.a.: 1, 2, 3). Nach langem Schweigen hat sich auch «Schweiz am Sonntag»-Chefredaktor Patrik Müller, der die Geschichte ins Rollen brachte, gemeldet. Via Interview auf persoenlich.com erklärt er sich. Und trägt nur wenig zur Klärung bei.

Hier ein paar Aussagen, die eine Erwähnung lohnen:

Es werden derzeit die wildesten Verschwörungstheorien gestrickt.

Klar, alles was nicht von der «Schweiz am Sonntag» kommt, ist eine Verschwörungstheorie – eine wilde sogar –, sicher keine berechtigte Kritik an Patrik Müllers Arbeit.

Tatsache ist: Ich wurde erst durch den Polizeieinsatz am Mittwochabend auf dieses Thema aufmerksam, vorher hatte ich keine Ahnung von diesem Fall.

Wenn das so ist, dann war die Story ein veritabler Schnellschuss – bei so einem heiklen Thema nicht gerade verantwortungsvoll.

Ich war mit vielen verschiedenen Leuten in Kontakt.

Was bitte sagt das über die Qualität der Arbeit aus?

Nein, ich war ausreichend dokumentiert.

Falls nur die Hälfte von dem stimmt, was in der Weltwoche (und bei anderen) steht, ist das die Behauptung des Jahres.

Ich habe zusätzlich zum Treffen in der Stadt ein Off-the-Record-Gespräch geführt, das ich weder im Text in der «Schweiz am Sonntag», noch in den Diskussionen der letzten Tage erwähnen durfte, weil es von Geri Müller als «off the record» deklariert war. Ich erwähne dieses Gespräch nun trotzdem, weil ich den Vorwurf, ich hätte Geri Müller mit der Recherche nicht konfrontiert, aus der Welt schaffen will.

Hmmm, mich dünkt, von dem Off-the-Record-Gespräch wüssten wir schon. Aber egal. Der Vorwurf ist nicht, dass Patrik Müller Geri Müller nicht konfrontiert hat, sondern, dass er ihn im Glauben gelassen hat, der Artikel werde nicht publiziert und ihm keine Zeit mehr gegeben hat, auf neue «Fakten» zu reagieren.

Wenn während der Arbeitszeit in Amtsräumen solche Bilder gemacht werden, ist dies ein Aufhänger – nicht der einzige. Hinzu kommt, dass er seine Sekretärin erwähnt und schildert, dass er in einem delirischen, sexuellen Zustand einen NZZ-Journalisten trifft. Dies hat eine amtliche Komponente. Kommt hinzu, dass Geri Müller aus Damaskus, auf einer Reise bei der er mit Diplomatenpass unterwegs war, politisch heikle Texte gechattet hat. Diese Punkte sind durchaus öffentlich relevant.

Jawoll, dass das für Patrik Müller relevant ist, haben wir inzwischen begriffen.

Hinzu kommt die Frage, inwiefern Geri Müller Druck ausgeübt hat und die Frau bedrängte, ihr Handy abzugeben.

Auch hier gilt: Wenn nicht alles, was wir in den letzten Tagen gelesen haben, kreuzfalsch ist, hat sich diese Frage längst erledigt. Aber aufgepasst: wilde Verschwörungstheorien!

Es ist natürlich das Hauptgesprächsthema in der Stadt, ich werde darauf angesprochen, und zwar überwiegend positiv.

Das mögen wir Patrik Müller gönnen, ein bisschen Bestätigung tut in seiner Situation gut …

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