SRF-Club: «wirr und unverständlich»

Eineinhalb Wochen sind seit dem SRF-Club zum Thema Verschwörungstheorien vergangen. Mit etwas Abstand ist meine Enttäuschung über den Verlauf der Sendung nicht kleiner geworden.

Es geht mir mit diesem Text nicht darum, der Club-Redaktion in den Rücken zu fallen – ich bin dankbar für die Chance, die mir SRF gegeben hat und habe mit der Redaktion vor und nach der Sendung konstruktive Gespräche geführt. Es geht mir darum zu zeigen, was in der Sendung falsch gelaufen ist und was bei einem so heiklen Thema anders gemacht werden müsste. Es geht darum zu zeigen, weshalb es mir nicht gelungen ist, die Chance eines Club-Auftritts konstruktiv zu nutzen.

Ich habe zahlreiche Rückmeldungen erhalten. Darunter viel Lob dafür, wie ruhig Sibylle Birkenmeier und ich geblieben seien – ein angenehmer Kontrast zu den aggressiven Roger Schawinski und Hugo Stamm. Andere haben gerade das bemängelt. Sie sind der Ansicht, ich hätte viel offensiver sein sollen. Das Problem: Man hätte grob einfahren müssen, um mehr Redezeit zu erhalten. Die Frage ist: Soll man riskieren, dass die Sendung zum Gezänk verkommt? Soll man es den Herren Stamm und Schawinski gleichtun, um gehört zu werden? Ich weiss es nicht. Klar ist, mein Sprachfehler – ich bin Stotterer – hat es in dieser Konstellation erschwert, zu Wort zu kommen.

In einem Punkt waren sich praktisch alle Rückmelder einig: Die Diskussion habe ausser Plattitüden und Diffamierungen nichts gebracht, sei wirr und unverständlich gewesen, das Ziel der Sendung sei nie klar geworden. Und: Leute, die mich vor der Sendung nicht kannten, haben zum Ausdruck gebracht, dass sie nach wie vor nicht wüssten, wo ich stehe, worum es mir gehe, weshalb ich mich in Sachen 9/11 engagiere.

Mit anderen Worten: Der Erkenntnisgewinn für das Publikum war gering. Doch am Erkenntnisgewinn misst sich die Qualität einer Sendung. Klar: Es war von vornherein absehbar, dass die Diskussion in Anwesenheit von Roger Schawinski phasenweise unschön verlaufen würde. Wer seine Art kennt, wer sein Buch gelesen hat, weiss, wie aggressiv er «argumentiert» und was er von Leuten wie Sibylle Birkenmeier und mir hält. Aber: Es war nicht geplant, dass es quasi unmöglich sein würde, herauszuarbeiten, weshalb ich mich in Sachen 9/11 engagiere und – vor allem – was Verschwörungstheorien von Kritik an offiziellen Verlautbarungen unterscheidet. Es war nicht geplant, dass die Redezeit (laut TV-Zuschauern: Schawinksi zirka 13 Minuten, ich zirka 7 Minuten) so einseitig verteilt sein würde.

Wie für solche Sendungen üblich, wurde in ausführlichen Vorgesprächen diskutiert, was es für das TV-Publikum herauszuarbeiten gilt. Der für mich wichtigste Punkt: Wenn ich im Club die «Verschwörungstheoretiker» repräsentiere, muss ich aufzeigen können, dass ich keiner bin. Ich muss anhand von Fakten erklären können, worum es mir geht. Das wurde mir zugesichert. Fünf bis sechs Fragen hätten meiner Motivation gewidmet sein sollen. In der Sendung setzte Barbara Lüthi dazu an. Roger Schawinski liess mich nur kurz gewähren. Statt ihn zu stoppen, wechselte Barbara Lüthi das Thema. Als ich insistierte, unterbrach sie mich: «Wir gehen jetzt nicht in die Details des Untersuchungsberichts.» Damit war «mein» Teil beendet.

Ich finde: Erstens ist die Erklärung, weshalb der Untersuchungsbericht unbrauchbar ist (Auslassungen, Abhängigkeit der Untersuchenden, Folteraussagen), kein Detail. Zweitens widersprach Barbara Lüthis Vorgehen den Abmachungen. Und drittens verunmöglichte Barbara Lüthi dem Publikum einen Erkenntnisgewinn über mich und meine Motivation. Weshalb lädt man mich ein, wenn man mich nicht reden lässt, wenn man mich nicht fundiert erklären lässt, weshalb ich tue, was ich tue?

Mit etwas Abstand entsteht der Eindruck, es sei nicht wirklich darum gegangen, mich und Sibylle Birkenmeier fair zu präsentieren:

  • Barbara Lüthi stellte mich als Betreiber von 911untersuchen.ch vor, erklärte dem Publikum aber nicht ausreichend, was diese Seite fordert und wer sie unterschrieben hat (Wissenschaftler, Nationalräte, Piloten usw.). Wer mehr wissen wollte, musste während der Sendung googeln.
  • Kabarettistin Sibylle Birkenmeier wurde in den Club geladen, weil sie kurzzeitig ein Programm gespielt hatte, an dem – unter anderen Wissenschaftlern – Daniele Ganser teilnahm. SRF zeigte einen Ausschnitt mit ausgesprochen clowneskem Charakter. Wieso nicht einen Ausschnitt, der Sibylle Birkenmeier als Kritikerin mit Inhalt zeigt?
  • Indem Barbara Lüthi von mir wissen wollte, ob sich meine Aktivitäten auf mein Privatleben ausgewirkt hätten, suggerierte sie, ich würde etwas Extremes machen. Das ist nur dann legitim, wenn ich aufzeigen kann, dass ich etwas ganz Normales, Selbstverständliches mache – nämlich einen Untersuchungsbericht analysieren, Mängel feststellen und eine neue Untersuchung fordern. Das konnte ich aber nicht ausreichend.
  • Sicherlich kann man die Rolle, die Daniele Ganser derzeit spielt, auch ohne seine Anwesenheit diskutieren. Was man nicht kann, ist Roger Schawinski und Bruno Lezzi feststellen lassen, Ganser sei mit seiner Doktorarbeit nur durchgekommen, weil niemand seine Quellen kontrolliert habe – notabene ohne dafür Quellen resp. Beweise anzugeben. Das ist Rufschädigung.
  • Der Diskussionsteil zu den Steinerschülern, die anfälliger seien als andere für Verschwörungstheorien, entstammt der untersten Schublade. Gibt es dazu Untersuchungen? Natürlich nicht. Einziges Ziel war, Daniele Ganser und Sibylle Birkenmeier in ein schlechtes Licht zu rücken.
  • Während Roger Schawinski und Hugo Stamm Sibylle Birkenmeier und mich beleidigen durften («gehen Sie zurück in den Garten», «Verschwörungstheoretiker», «viele dumme Leute»), stoppte uns Barbara Lüthi praktisch jedes Mal, wenn wir eingreifen oder deutlicher werden wollten.

Paradox ist: Fake News und die Lügen Donald Trumps sind in aller Munde. Nicht nur bei SRF wird über Verschwörungstheorien debattiert. Doch statt Fakten zu prüfen bzw. Lügen zu entlarven, diskutieren die Medien lieber auf der Metaebene über das Phänomen Verschwörungstheorien. Darum meine Aufforderung an Barbara Lüthi, an das Club-Team, an Roger Schawinski, an SRF ganz generell: Der 11. September 2001 ist 17 Jahre her, die Veröffentlichung des Untersuchungsberichts 14 Jahre. Es ist an der Zeit, die Metaebene zu verlassen. Reden Sie mit mir öffentlich über die Fakten.

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