Seit der «Sonntag» am 8. Oktober enthüllt hat, dass die Finma ihren offiziellen Bericht zum Verhalten der Credit Suisse im Zusammenhang mit dem Lehman Brothers-Konkurs massiv geschönt hat, ist ein Sturm der Entrüstung über die Schweiz gezogen. Andere Medien haben die Geschichte nachgezogen, recherchiert und kommentiert. Politiker haben sich zu Wort gemeldet und eine neue Untersuchung der Affäre gefordert. Die Finma ist stark unter Druck geraten und …
Tja, schön wärs. Die Realität sieht ganz anders aus. Deshalb von vorne:
Seit der «Sonntag» am 8. Oktober enthüllt hat, dass die Finma ihren offiziellen Bericht zum Verhalten der Credit Suisse im Zusammenhang mit dem Lehman Brothers-Konkurs massiv geschönt hat, ist … so gut wie nichts passiert. Ausser dem Tages-Anzeiger/Bund hat niemand die Geschichte eines ernsthaften Wortes gewürdigt. Stille im Blätterwald.
Und: Was der «Sonntag» am letzten Sonntag als Fortsetzung seiner Geschichte gebracht hat, ist weniger als das Minimum. Thematisiert wurde einzig das Schadenausmass durch den Lehman-Konkurs bei kleineren Finanzinstituten. Der «Sonntag» hat keine der entscheidenden Fragen gestellt, er hat nicht kommentiert, er hat … die Geschichte quasi sterben lassen.
Die Taktik ist bekannt: Soll ein Thema beerdigt werden, bringt man es an prominenter Stelle, aber mit null brisantem Inhalt. So ist jedem Leser klar, dass man die Geschichte zwar nicht verstecken will, dass sie aber auch nicht wirklich heiss ist. Vielleicht täusche ich mich und der ganz grosse Nachzieher des «Sonntag» kommt noch, aber es würde mich erstaunen. Es bringt nichts, darüber zu spekulieren, ob der «Sonntag» von irgendwem unter Druck gesetzt wird. Aber merkwürdig ist das Verhalten der Zeitung, die sich gerne als Enthüllungsblatt sieht, auf jeden Fall.
Es bedarf keines grossen Aufwands, um festzustellen, dass der interne Finma-Bericht das Zeug zur grossen Nummer hat. Fakt ist: Die Probleme von Lehman Brothers waren im Vorfeld des Konkurses mehr als offensichtlich, die CS hat trotzdem forciert Lehman-Papiere verkauft, die Finma hat das im internen Bericht festgestellt und es dann für den offiziellen Bericht ins Gegenteil verkehrt. Die Finma, deren Auftrag gemäss Artikel 5 des Finanzmarktaufsichtsgesetzes der Schutz der Anleger ist, betrügt damit allein bei der CS rund 10’000 Kleinanleger um ihre berechtigten Ansprüche auf volle Entschädigung. Liebe Medien, eine brisantere Skandal-Geschichte werdet ihr so schnell nicht finden.
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